CORONA as a chance

CORONA as a Chance

Was hat die Corona-Krise mit dem Klimawandel zu tun? Wo sind die Parallelen und welche Chance birgt die Corona-Krise im Kampf gegen den Klimwandel?

Ich gebe zu, so manches mal beschleicht mich die Angst. Nicht vor Corona, einer möglichen Infizierung oder gar Erkrankung. Meine Ängste beziehen sich auf die Zukunft und das nicht erst seit dieser Krise. Und seit ich Kinder habe gilt meine Sorge auch nicht mehr nur der Zeit bis zu meinem Lebensende sondern noch Generationen weiter. Wenn sich unsere Kinder zum Beispiel waschen und unbekümmert den Wasserhahn laufen lassen, dann ertappe ich mich mit der Frage, ob sie, wenn sie erwachsen sind und selbst Kinder haben, das Wasser immer noch so frei heraus laufen lassen können. Ob sie ohne sonderlichen Schutz hinaus in die Sonne gehen können, ob alle Lebensmittel immer noch reichlich zur Verfügung stehen, ob es ihnen gut gehen wird… Zugegeben, das klingt ziemlich depressiv und negativ, immerhin leben wir nicht im Krieg oder danach. Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, gut versorgt und geschützt.

Und doch… ein kleines Virus stellt unser Leben, so wie wir es kennen, derzeit gehörig auf den Kopf. Dinge, die uns selbstverständlich waren sind es nicht mehr. Schamlos drückt es uns den Finger in die Wunde und zeigt uns die Schwachstellen unseres Systems auf. Ein System, das sich über jahrzehnte hinweg zu einer perfekt eingestellten Konsum-Maschine entwickelt hat – und wir sind der Treibstoff. Unsere Gesellschaft ist seit den Zeiten des Wirtschaftswunders dazu „erzogen“ worden zu kaufen und zu verbrauchen anstatt weiter selbst herzustellen und wiederzuverwerten. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin kein System-Verweigerer und selbst natürlich auch Konsument. Was ich meine ist, dass viele von uns in unserer zivilisierten Welt anscheinend verlernt haben, was wirklich wichtig ist zum Leben. Und jetzt stell‘ dir vor, es wäre nicht Corona sondern Klima-Krise…

Gesundheit, soziale Kontakte und Lebensmittel

AUTSCH! Und genau diese drei Grundsäulen sind erschüttert, wer hätte das gedacht? Wer hätte gedacht das wir, die Krone der Schöpfung – unnahbar, unfehlbar und unverwundbar – jemals fallen würden? Wie verletzlich wir wirklich sind und wie fragil unsere scheinbare Welt ist, das erleben wir jetzt. Wir erleben aber auch auch noch etwas anderes, nämlich die Rückbesinnung auf das, was wirklich wichtig ist – Gesundheit, ein intaktes soziales Netz und eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln. Unser WERTEsystem definiert sich dabei für viele von uns gerade neu. Wenn du vor leeren Supermarktregalen stehst und plötzlich erkennst, dass nicht alles im Überfluss jederzeit verfügbar ist. Wenn du dich um deine Gesundheit und um die deiner Liebsten sorgst. Und wenn du auf die Hilfe von anderen angewiesen bist.

Ich will damit nicht sagen, dass es Keinem vorher auch schon bewusst war. Jedoch bin ich der Überzeugung, dass wir sehr lange schon sehr komfortabel und gut gelebt und sich dadurch unsere WERTE verschoben haben. Wenn die wichtigsten Dinge immer verfügbar sind, so werden sie schnell wertlos. Das ist nicht verwerflich sondern menschlich. Wer dankt schon jeden morgen dem lieben Gott, dass er gesund ist und genug zu Essen hat? Gleichzeitig erzählt uns die Konsum-Maschine, was vermeintlich WERTvoll ist. Zumeist ist das nichts, was es wirklich zum Leben braucht sondern unsere Komfortzone nur noch gemütlicher macht. Gleichzeitig geht mit der zunehmenden Digitalisierung unserer Welt eine abnehmende Verbundenheit zu unserer Umwelt einher. Ich erwähnte es schon mal in einem anderen Artikel, dass sich die wenigsten wahrscheinlich darüber im Klaren sind, dass der eigene Müll, aus der Hosentasche auf den nächsten Acker geworfen, irgendwann wieder auf ihren Tellern landet…

Wir sitzen alle im selben Boot

Was aber passiert jetzt? Jetzt, wo spürbar wird, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben bedroht sind? Jetzt, wo auf einen Schlag Menschen und Berufe als „systemrelevant“ entdeckt werden, ohne die unser System zusammenbricht, unsere Grundversorgung gefährdet ist? Auf einmal werden wir ganz andächtig, wie nach dem letzten Sturm, dem letzten Hochwasser, Unfall oder Brand. Nur, dass es in diesem Moment uns alle angeht. In dieser Zeit, in der körperliche Nähe untersagt ist, mitunter lebensgefährlich sein kann, rücken wir doch alle ein Stück weit zusammen. Wir solidarisieren uns, helfen denen die auf Hilfe angewiesen sind und unterstützen die, die „systemrelevant“ sind und unsere Versorgung sicherstellen. Und jetzt stell‘ dir vor es wäre nicht Corona sondern Klima Krise…

Wir sitzen alle im selben Boot. Das Virus kennt keinen Vater, keine Mutter, keinen Reichen oder Armen – wir sind alle gleich – betroffen. Und auch das Klima macht keinen Unterschied. Es wird keinen Ort auf der Welt geben, der nicht von den Folgen des Klimwandels betroffen sein wird. Du kannst dir keinen Mundschutz aufziehen und dich auch nicht dagegen impfen lassen, dich nicht an einen abgelegenen Ort verkriechen und warten bis es vorrüber ist. Also Kinder, Hefte raus, was brauchen wir?

Neues Wirtschaften – nachhaltig, klimafreundlich und sozial

Ganze Wirtschaftszweige liegen am Boden, viele Unternehmen kämpfen mit den neuen Herausforderungen und wann wir zurück in eine Art „Normalität“ finden ist nicht vorherzusagen. Was wäre, wenn diese „Normalität“ ein Voran in eine neue, nachhaltige, klimafreundliche und soziale Welt wäre? Der erste Schritt ist gemacht und damit meine ich, dass das Bewusstsein im Moment äußerst sensibilisiert ist auf das Wohlergehen aller und somit jedes einzelnen. Der Wiederaufbau und die Investition in eine Industrie, die zukunftsorientiert handelt im Sinne eines nachhaltigen und klimafreundlichen Wirtschaftens, ist der logische Schluss. Und dazu eine gerechte und angemessene Bezahlung all jener, die doch so systemrelevant – also WICHTIG – für uns sind!

Denn während wir sicher sein können, dass es eine Zeit nach und mit dem Virus geben wird, bedrohen uns die Auswirkungen des Klimawandels nach wie vor. Sichtbar wird momentan, welchen Effekt das eingeschränkte Reiseverhalten und Verkehrsaufkommen sowie die mitunter eingeschränkte industrielle Produktion hat. Die Verringerung der Treibhausgase in unserer Atmosphäre ist messbar – auch wenn klar ist, dass die Werte nach dem Lockdown wieder ansteigen werden. Was aber bleiben wird ist die messbare Gewissheit, dass die Effekte einer Reduzierung der Treibhausgase direkt eintreten. Es sind keine abstrakten Modellrechnungen mehr, die verschiedene Szenarien durchspielen. Mit den Messdaten aus den vergangenen Wochen lassen sich nun klare Vorhersagen ableiten, wie hoch bzw. gering unser CO2 Ausstoß sein muss, um das eine oder andere Klimaziel sicher zu erreichen.

Corona as a Chance

Vergessen wir nicht die eigentliche Bedrohung sondern nehmen wir die derzeitige Krise vielmehr zum Anlass, um uns neu aufzustellen. Das Klima wird sich verändern – verändert sich schon. Der Nordpol schmilzt in den nächsten Jahrzenten aufgrund der steigenden Temperaturen – früher oder später – das ist nicht mehr aufzuhalten. Das Great Barrier Reef vor Australien stirbt an der Korallenbleiche. Grund dafür sind auch hier die steigenden Meerestemperaturen. Es gibt viele Beispiele, wo der Klimawandel schon jetzt sichtbar seine Spuren hinterlässt. Und doch, für einen kurzen Augenblick kann unsere Welt gerade durchatmen und die Effekte sind deutlich, sichtbar und messbar. Wir sollten alles daran setzen, diesen Fortschritt weiter auszubauen. JETZT haben wir die Chance wirtschaftlich und gesellschaftlich wie Phönix aus der Asche zu steigen.

Politisch hoffe ich daher auf einen Wiederaufbau der Industrie, der das Augenmerk auf die Investition in erneuerbare Energien, klimafreundliche und ressourcenschonenende, also umweltfreundliche Produktionen legt. Diejenigen in der Wirtschaft sollen finanziell belohnt und unterstützt werden, die auf diese Weise ihre Unternehmen umrüsten und neu gestalten wollen. Die Ideen und Gesetzesvorschläge dazu gibt es zu Hauf, schon allein bedingt durch das Pariser Klimaabkommen. Aber auch die Unternehmen selbst sowie Großinvestoren haben erkannt, dass die globale Erderwärmung langfristig ihren Erträgen schadet (ganz abgesehen von ihrer und unser aller Gesundheit!!!) und wollen schon aus diesem Grund ihr Geld zukünftig in Projekte investieren, die dem Klimaschutz zugewandt sind. Und das ist nur die eine Seite der Medaille…

Und was kannst DU tun?!

Die letzten Wochen waren wirklich besonders. Vielleicht musstest du auf vieles verzichten, was dir lieb und wichtig ist. Vielleicht hat sich jedoch in dieser Zeit auch für dich herausgestellt, dass du viele dieser dir vermeintlich wichtigen Dinge doch gar nicht so sehr brauchst. Dass du Alternativen gefunden hast, die du dir selbst erschaffen konntest oder auch wiederverwenden, was du sonst weggeworfen und neu gekauft hättest. Und das ist die andere Seite! Gezwungenermaßen wurden viele von uns dazu angeregt, kreativ zu werden. Was tun, wenn es zum Beispiel keine Hefe gibt? Auf einmal gibt es viele Rezepte, die sogar die Supermärkte selbst ausgestellt haben, wie man Hefen selber züchten kann. Diese Krise hat auch uns, dir und mir vor Augen geführt, wieviel bzw. wenig wir wirklich zum Leben brauchen.

Klima- und Umweltschutz geht uns alle an. Wir können zwar von den „Großen“ verlangen, dass sie ihr Verhalten ändern, aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was wir gemeinsam erreichen können durch die Änderung unseres eigenen Verhaltens. Die letzten Wochen haben es dir vorgemacht, jetzt liegt es an dir zu entscheiden, ob du in dein „altes Leben“ zurückkehren willst oder auch in Zukunft mit weniger leben kannst. Während wir alle darauf hoffen, dass der Lockdown bald ein Ende hat, können wir aus den Erfahrungen, die wir in dieser Zeit gemacht haben einiges für unser zukünftiges Verhalten bewahren. Gerade das endlose Klamotten shoppen zum Beispiel hat eine fatale Auswirkung auf unsere Umwelt und das Klima wie du hier noch mal nachlesen kannst und ist doch so unwichtig im Vergleich. An diesem Punkt auch in Zukunft zu sparen, bewußt einzukaufen oder vor allem auch nicht zu kaufen wäre schon mal ein guter Anfang. Und so ist es in vielen Bereichen unseres Lebens, das meiste brauchen wir nicht wirklich. Mein Fazit: Weniger konsumieren + weniger verbrauchen = weniger Sorgen um unsere Zukunft!

Eine Antwort zu „CORONA as a Chance“

  1. […] über den Punkt hinaus, dass wir uns diesen Konsum noch leisten könnten. Ich habe mich in einem früheren Artikel dieser Thematik schon von außen angenähert – meine eigenen Gedanken dazu verfasse ich nun […]

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1 Kommentar zu “CORONA as a Chance

  1. Pingback: CORONA at it's best - WERTstoff.blog

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