Plastikmüll

PROBLEM Plastikmüll

Wenn ich sage, dass Plastikproblem ist in aller Munde, dann hat es durchaus doppeldeutigen Sinn. Wir atmen Plastik in Form von Reifen- und Schuhsohlenabrieb ein, wir essen und trinken täglich Plastikteilchen aus Plastikflaschen und -Verpackungen. Plastik ist überall in unserem Körper nachweisbar, auch bei Tieren, und Pflanzen. In den Alpen und im arktischen Eis, an Orten auf der Welt, wo nie zuvor ein Mensch gewesen ist. Plastik ist eines der größten Probleme unserer Zeit.

Wenn wir das Problem mit dem Klima nicht lösen…

Es ist klar, kurzfristig gesehen wird uns das ganze Plastik nicht töten. Langfristig ist es definitiv eins unserer größten Probleme. Aber auch nur, wenn wir das nächstgrößere Problem der Erderwärmung durch den Klimawandel nicht in den Griff bekommen. Abgesehen davon haben wir noch ein paar mehr Probleme zu lösen, die alle irgendwie auch miteinander zusammenhängen. Über ein sehr großes und bislang noch weniger bekanntes habe ich in meinem letzten Blogbeitrag geschrieben, Da geht es um das globale Insektensterben und wie das (auch) mit dem Klimawandel zusammenhängt.

Dann kommt das nächste Problem, und das wird unser (Trink) Wasser sein. Tatsächlich steht dieses Thema schon auf meiner Agenda für den nächsten Blogbeitrag. Nur so viel, falls du es noch nicht gehört hast (wie die meisten): Seit ein paar Jahren schon lässt dich feststellen, dass unsere Wasserreserven in Form von (Stau) Seen, Flüssen und Grundwassern immer weiter abnehmen und sich auch immer weniger weit wieder auffüllen. Gründe hierfür sind die Dürrezeiten und lange Trockenheitsphasen, aber auch die immer größer werdenden Mengen Wasser die aus den Reservoirs entnommen werden, um zum Beispiel Felder zu bewässern.

… dann brauchen wir uns um das Plastik Problem keine Sorgen machen

Klar ist aber auch, dass wir das Plastik Problem nicht ignorieren dürfen, weil es jetzt gerade dringenderes zu tun gibt. Gerade haben sich die G7 in Japan in Sapporo getroffen und sich darauf geeinigt, die Plastik Verschmutzung bis zum Jahr 2040 zu beenden (!) Wie das ganze aussehen und funktionieren soll, darüber ist natürlich noch nichts gesagt worden – zumindest wurde noch nichts über die genauen Pläne bekannt (glaube nicht, dass es auch nur ansatzweise einen Plan gibt) Ich persönlich find‘s ja immer lustig, wie solche Daten festgehalten werden, bis wann irgendwas passieren soll. Das ist natürlich das einfachste an der Sache. Wir wollen mal schauen, was sich bis dahin wirklich getan hat…. Aber schön, dass schon mal drüber gesprochen wurde… !

Fakt ist, dass wir wirklich noch ganz am Anfang für Lösungen stehen – ich würde behaupten, so wirklich hat keiner von uns einen Plan. Es kann zumindest keine Lösung sein, dass sich Einzelne hinstellen und Müll aufsammeln. Es kann auch nicht die Lösung sein, dass Plastikmüll im Nachhinein aus den Meeren gefischt wird. Um das mal bildhaft zu machen: laut wissenschaftlicher Schätzungen landen über 10 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr in den Meeren und das entspricht ungefähr einer LKW-Ladung pro Minute. Der WWF spricht zusammengefasst von über 20 Millionen Tonnen, die insgesamt in den Seen, Flüssen und Meeren landen.

Ist Recycling unsere Lösung?

NEIN es kann vor allem auch nicht die Lösung sein, auf Recycling zu setzen. Greenpeace hat jüngst eine Studie dazu veröffentlicht, das aus recyceltem Kunststoff immer mehr gefährliche Giftstoffe entstehen und das Recyclingkunststoff noch giftiger für uns ist als frischer Kunststoff. Durch das Erhitzen des Kunststoffes im Recycling Prozess entstehen hohe Konzentrationen an giftigen Chemikalien. Diverse Studien belegen deren negativen Auswirkungen auf Menschen und Tiere und Umwelt. Auch kontaminiert die Recyclinganlage die Umwelt mit Mikroplastik während des Zerkleinerungsprozesses der Kunststoffe als Vorbereitung für das Recycling. Und wenn wir ehrlich sind: es wird doch nur einen Bruchteil wirklich recycelt, laut Greenpeace 9% des gesammelten Plastikmülls.

Während wir hier also noch über Recycling und andere „Lösungen“ diskutieren, müssen wir uns gleichzeitig dessen bewusst werden, dass die Kunststoff Produktion sich bis zum Jahr 2060 verdreifachen wird, wenn wir unser Verhalten nicht ändern und genauso weiter machen wie bisher. Denn das ist auch unser nächstes Problem – wir werden immer mehr und verbrauchen dabei noch mehr von allem. Der Earth day für Deutschland dieses Jahr ist schon ein paar Tage her und lag dieses Jahr Anfang Mai!

Und was wäre die Lösung?

Also, wenn du mich fragst, dann müssen wir ganz klar zwei Gruppen von Kunststoffen betrachten. Zum einen gibt es Kunststoffe überall in unserem Leben und ohne diese sähe unsere Welt auch ganz schön bescheiden aus. Sei es der Lichtschalter und die Steckdose, medizinisches Gerät und Material, alles um uns herum ist zum Teil oder ganz aus Kunststoffen erbaut. Diese Kunststoffe können wir nicht alle ersetzen und das ist auch nicht der Punkt – sie sind größtenteils auf eine lange Lebensdauer ausgerichtet (*ganz unten dazu eine kleine Anekdote, die eigentlich in dem Moment für mich super irritierend weil total crazy war, aber traurigerweise einmal mehr zeigt, wie verrückt wir leben)

Ich glaube daran – bei allem Sarkasmus und Schwarzmalerei – dass wir die Probleme lösen können. Nicht die Lösungen sind nämlich das Problem, denn es gibt schon einige und echt gute. Ich glaube, unsere Welt so wie wir sie leben ist das Problem, die sich nicht umstellen möchte, weil es schmerzhaft ist, gefährlich weil nicht vorhersehbar, was dann passiert. Und damit meine ich die Hauptverursacher für unser PROBLEM EINWEGPLASTIK / VERPACKUNGSMÜLL, die Industrie als solche und die großen Konzerne, die jahrzehntelang auf billiges Plastik für die schönsten, allein aus Sicht der Werbung perfekt gestaltbaren Plastikverpackungen gesetzt haben. By the way: Die meisten Funde von Plastikmüll gehen auf Unternehmen wie The Coca-Cola Company, PepsiCo, Unilever, Nestlé oder Procter & Gamble zurück.

Alles eine Frage der Lobby

ALLES, ihre ganze Produktion, Marketing und Vertrieb ist auf Plastik ausgerichtet. Was soll passieren, wenn jemand kommt und sagt, dass das alles ab morgen nicht mehr geht? Nicht auszudenken, wie die schönen Dinge alle in Stroh und Holz und Mehrweg Pfandgläsern aussehen werden, das kauft dann doch keiner mehr. Und wie sollen wir uns umstellen? Das kostet doch Millionen und Milliarden! Genau das ist das Problem! Und so kämpfen sie verzweifelt darum, Plastik als recyclingfähig darzustellen, als harmlos und beherrschbar. Versehen ihre schönen Fläschchen und Tübchen nun mit Deckeln aus 100% recyceltem PET, sorgen dafür, dass sich eben diese Deckel durch raffinierte Vorkehrungen nun nicht mehr von der Flasche lösen und als „Plastikmüll“ in der Umwelt landen. Als wäre das das Problem….

Und diese Frage, ob und wie sich ein Konzern wie zum Beispiel Henkel umstellen könnte, diese Frage habe ich sogar mal konkret gestellt auf einer Veranstaltung der „Ihre Chemie“ zum Thema: Plastikflut in den Meeren, wer hat die Lösung? Ab Minute 52 könnt ihr meine schlaue Frage hören und auch den netten Versuch von Frau Ulrike Sapiro (Chief Sustainability Officer bei der Firma Henkel), darauf aber auch so gar nicht zu antworten. Ach ja, und bitte nicht beachten, dass ich ihr anscheinend gar nicht zuhöre und nur in der Weltgeschichte rum gucke – just in diesem Moment hatte sich nämlich mein Monitor verabschiedet und ich konnte nix mehr sehen von der Aufnahme.

Eine denkbare Lösung – Zersetzbare Biokunststoffe und Bakterien

Ich mache es kurz: ich bin der festen Überzeugung, dass wir es hinbekommen, aus Biomasse Resten jeglicher Art Kunststoffe zu synthetisieren, die unter bestimmten Bedingungen ihre Form und Eigenschaften behalten, um die Ansprüche an sie zu gewährleisten und auf der anderen Seite in Kompostierungsanlagen unter anderen Umständen zu zersetzen. Ich glaube ebenfalls fest daran, dass wir wieder einen Schritt zurückgehen können und viel mehr verpackungsfrei einkaufen können als wir uns das bisher vorstellen. Ich glaube an in Papier gewickelte Waren, ich glaube an Mehrweglösungen und Pfandsysteme.

Und ich glaube an Bakterien, die die bisherigen Plastikmüll Probleme zwar nicht gänzlich lösen können, jedoch gezielt eingesetzt in den Hotspots der Verschmutzungsgebiete ihren Dienst tun können. Ich glaube an eine Steuer auf frischen erdölbasierten Kunststoff, die so immens hoch ist, dass sie sich keiner mehr leisten möchte. Ich glaube an Holzspielzeug und von allem viel weniger. Ich glaube an Kreislaufsysteme und daran, dass der Wert der Verpackung sinkt zugunsten der Qualität des Inhalts. Ich glaube daran, dass wir es schaffen!

Muss!

*ach ja, und fast vergessen die Anekdote: Wir hatten damals ein Haus gekauft, gebaut in den 60ern, und saniert und renoviert. Unter anderem auch das Bad. Es ging also um eine neue Wanne, Toiletten, Waschbecken. Ich wollte eine spülrandlose Toilette und hatte die Frage, ob das Spülwasser denn dann vielleicht immer unter die Brille spritzt – wollte ich einfach wissen, und ob das langfristig vielleicht von Nachteil ist. Die nette junge Dame, die uns beriet stellte mir die Gegenfrage, in welchen Abständen ich denn die Toilettensitze immer so austauschen würde. Ich schaute sie daraufhin ganz verdutzt an, – es gab eine Pause und sie schaute auch bisserl verdutzt…

Ich weiß bis heute nicht, ob es Menschen gibt, die sich vielleicht alle halbe Jahr einen neuen Toilettensitz kaufen? Ich wäre nie auf die Idee gekommen, aber anscheinend sind das mittlerweile auch schon solche Dinge, die der Mode unterliegen und regelmäßig ausgetauscht werden. Schon verrückt so manches in dieser Welt… und vor allem so unnötig!!!

2 Kommentare zu “PROBLEM Plastikmüll

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