Kosmetik Inhaltsstoffe von A – Z
Zu einer Zeit, als es noch keine Smartphones gab, hatte ich einen treuen Begleiter zu jedem Einkauf immer in der Tasche. Ein kleines Buch mit einer Auflistung aller Komsetik Inhaltsstoffe. Kurz beschrieben und bewertet, ein kleines Nachschlagewerk, welches mir das Lesen der INCI Liste auf den Kosmetik Produkten und eine Kaufentscheidung erst möglich machte. Ich hatte dieses Buch lange Jahre vergessen. Zum einen, weil ich durch die stete Studie der INCI Listen mit der Zeit wusste, worauf ich zu achten habe und die meisten Inhaltsstoffe irgendwann kannte, zum anderen weil mit den Smartphones eben auch die Apps kamen – allen voran die CODECHECK App – die mir das Leben sehr erleichterten.
Diesen Beitrag möchte ich trotzdem meinem Büchlein widmen, weil es wie so viele kleine Dinge, Begegnungen und Zufälle mein Leben nachhaltig beeinflusst und verändert hat. Ich kann mich noch nicht einmal erinnern, woher ich es habe. Aber auf einmal war es da und lange Jahre wanderte es von der einen Handtasche in die nächste. Es hat mich gelehrt, die Inhaltsstofflisten zu lesen und zu verstehen und auch darauf trainiert, worauf ich achten möchte. Habe ich Schlüsselwörter wie EDTA oder PEG gelesen war dies für mich immer der ausschlaggebende Punkt, das Produkt NICHT zu kaufen. Egal was sonst noch drin war das eine sehr einfache Regel für mich. Nach dem Ausschau zu halten, was ich NICHT kaufen möchte hat meine Auswahl natürlicherweise gut eingeschränkt ;o)
INCI – zwischen den Zeilen lesen
Was du auf der INCI Liste liest entspricht jedoch nicht immer der vollen Wahrheit. RICHTIG ist, dass die Inhaltsstoffe der Reihe nach aufgelistet sind. Dabei sind die erstgenannten die, die am meisten im Produkt vorhanden sind. Wenn also AQUA als erstes in der Liste steht, dann macht Wasser den Hauptanteil aus. Dabei ist noch nicht gesagt, wie viel Wasser das Produkt enthält. Bei Shampoo, Handwaschseifen und Duschgel kann das schon mal 90% ausmachen. So bleiben nach Adam Riese 10% für den Rest der Inhaltsstoffe. Wenn also nach AQUA noch eine ellenlange Liste folgt, in der dann auch so klangvolle Namen wertvoller Öle wie Arganöl ARGANIA SPINOSA KERNEL OIL vorkommen, muss man sich die Frage stellen, wie viel davon überhaupt noch im Produkt enthalten ist.
Die Reihenfolge ist da schon aufschlussreich. ABER: es ist ebenfalls so, dass Rohstoffe, die zu einem Anteil von unter 0,2% im Produkt enthalten sind nicht mehr der Reihenfolge von groß nach klein entsprechen müssen. Das bedeutet zum einen, dass ein prozentualer Anteil von 0,2 sowieso schon verschwindend gering sein kann (je nach Wirksamkeit des Inhaltsstoffes). Es bedeutet zum anderen, dass es noch viel weniger sein kann. Hersteller beschönigen die INCI Liste gern, indem sie die „wohlklingenden“ Inhaltsstoffe und die, die jeder erkennt und für gut/ pflegend empfindet, in der Liste natürlich weit oben ansiedelt. Dies soll suggerieren, dass davon auch noch entsprechend viel im Produkt vorhanden ist. Nur leider ist es auch schwer zu erkennen, wo in der Liste die 0,2% Grenze unterschritten wird…
„Marker“ in der INCI Liste
Es gibt ein paar Anhaltspunkte in der INCI Liste, anhand derer man ungefähr erkennen kann, an welcher Position in der INCI Liste man sich befindet. Das sind zum Beispiel die Konservierungsstoffe und Verdickungsmittel oder auch Zitronen- oder Milchsäure. Ein beliebtes Konservierungsmittel ist zum Beispiel Kaliumsorbat POTASSIUM SORBATE. POTASSIUM SORBATE wirkt sehr effektiv ist ist schon mit einer Einsatzkonzentration von 0,1 – 0,2% wirksam. Hier wäre also ein Marker in der INCI Liste für unsere 0,2% Grenze, wobei der Hersteller natürlich alle anderen Rohstoffe , die ebenfalls unter 0,2% liegen, dem Konservierungsstoff voran stellen kann.
Viele Konservierungsstoffe liegen im Einsatz zwischen 0,1 und 1%, manche liegen auch bei 2% und höher aber die sind in herkömmlichen Produkten meist nicht zu finden. Erstens machen sie sich auf der INCI Liste so weit oben nicht schön und zweitens nehmen sie im Produkt auch viel Platz ein. Meistens werden sie in der Hobby-Kosmetik eingesetzt, da sie gut verträglich und relativ harmlos sind. Also merken: Konservierer geben die Grenze zu unter 1% an! Stehen sie also etwas weiter oben in der INCI Liste, dann liegen sie höchstwahrscheinlich mit über 0,2% in der Reihenfolge. Weit unten sind sie unter 0,2% im Einsatz – alle Inhaltsstoffe, die ihn umgeben sind aller Wahrscheinlichkeit nach dann ebenfalls nur gerinfügig im Produkt enthalten.
Hifsstoffe, die Aufschluss geben
Verdickungsmittel in Produkten markieren ebenfalls in mehrererlei Hinsicht. Sie haben eine wertvolle Aufgabe in den Produkten denn sie geben ihnen die gewünschte Textur. XANTHAN GUM ist einer der meistgebrauchten Verdicker und ein guter weil harmloser, pflanzlicher Inhaltsstoff. Auch Xanthan liegt in der Einsatzkonzentration zwischen 0,2 und 1%. Wobei eine hohe Konzentration (und hier spreche ich von 0,8 – 1%) schon eher dafür spricht, das in dem Produkt sonst nicht viel ist, was Stabilität und Konsistenz gibt. Als Beispiel. Ich kann Erdbeeren pürieren und bekomme eine cremige Masse. Oder ich kann etwas Farbstoff und Aroma in Wasser lösen, gebe Verdickungsmittel hinzu und bekomme ebenfalls eine cremige Masse… Verstanden?!
Zu guter Letzt noch die Zitronen- oder Milchsäure. Auch sie ist ein wichtiger Hilfsstoff in kosmetischen und körperpflege Mitteln denn sie gleicht den PH Wert aus. Ein PH Wert von 7 ist neutral, ein PH Wert von 4,5 – 5,5 gut hautverträglich und in Kosmetika erwünscht. Um den PH Wert mit Hilfe einer Säure etwas nach unten zu verschieben braucht es in der Regel nicht viel. Die Zitronensäure CITRIC ACID zum Beispiel liegt sicher in den meisten Produkten auch unter 1% und viel weniger. Auch hieran können wir also erkennen, ob die angepriesenen Wirkstoffe in einem Produkt auch wirklich in Fülle vorhanden sind, oder eher in homöopathischen Dosen. Und je länger die Liste wird, desto sicherer kann man davon ausgehen, dass die Inhaltsstoffe in den meisten Fällen wirklich nur in geringen Konzentrationen vorhanden sind. Die Länge der Liste ist also kein Zeichen von Qualität durch Quantität.
Ein Wort zum Schluss
Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass nicht jeder Schein auch Sein ist. Für mich ist weniger immer mehr und so lese ich auch die INICs. Dabei steht für mich im Vordergrund, was im Produkt an Konservierern, Duft-, Farb- und Hilfsstoffen eben nicht vorhanden ist um für mich zu erkennen, dass ein Produkt gut ist. Die Menge eines einzelnen Wirk- oder Rohstoffs kann schon mit wenig viel erreichen: Wie oben beschrieben zählen Konservierer und Verdicker dazu. Das ist also kein Nachteil. Gleiches gilt für andere Wirk- und Rohstoffe, die schon in kleinen Mengen große Wirkung haben. Magnolienextrakt zum Beispiel wirkt desinfizierend und keimtötend schon bei einer Einsatzkonzentration von 0,1% und weniger. Auch Mandelprotein aus der Haut und Haarpflege ist äußerst wirksam schon im null Komma Bereich.
Nicht jeder unten angeführte Wirkstoff muss also allein als Namensverschönerung der INCI Liste im Produkt sein. Mit der Zeit bekommt man sicher ein Gefühl für die wesentlichen Bestandteile. Und die Verhältnisse ändern sich natürlich je nach Produkt. Eine Hautpflegecreme sollte grundsätzlich Öle und Wirkstoffe in höheren Konzentrationen enthalten als ein Duschgel. Denn das eine verbleibt auf und in der Haut und kann dort lange wirken, dass andere wird sofort wieder heruntergespült und es wäre verschwenderisch, all die wertvollen Rohstoffe in großen Mengen durch den Abfluss laufen zu lassen. Und nochmal: Wichtiger ist, was nicht vorhanden ist, nämlich das, was wir auf unserer Haut und in unserem Körper vermeiden wollen. Worte wie PARAFFINUM LIQUIDUM zum Beispiel oder PEGs jeglicher Art.
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