Weichspüler und Wäschduft

DUFTstoffe

„Mama, jetzt weiß ich wie der Weihnachtsmann riecht“

Letzte Weihnachten bekamen unsere Kinder von den Großeltern Schlafanzüge geschenkt. Netterweise hatte Oma sie auch schon gewaschen und so kam es, das unsere Tochter ganz fasziniert und mit leuchtenden Augen ausrief: „Mama, jetzt weiß ich, wie der Weihnachtsmann riecht!“. Eigentlich nicht weiter besonders, der Schlafanzug roch halt nach Waschmittel – in Kombination mit Weihnachten schloss unsere Mittlere jedoch darauf, das so der Weihnachtsmann riecht. Ich muss dazu sagen, dass sie auch am empfindlichsten ist, was Düfte und Gerüche angeht.

Ihre Freundinnen erkennt sie am Geruch – vielmehr am Weichspüler. Leider geht das ganze sogar so weit, dass sie bei manchen Mädchen gar nicht mehr spielen möchte, weil die Gerüche und Düfte im Haus so extrem sind, das sie davon sogar Kopfschmerzen bekommt. Oder ihr eigenes Zimmer und sie selbst noch lange danach duftet, obwohl die Kinder schon längst wieder zu Hause sind. Und der Wäscheduft ist micht das einzige, was uns umgibt. Ob Deodorant, Shampoo oder Handcreme – die meisten Kosmetika sind ebenfalls stark beduftet.

Am Geruch erkannt

Wenn wir Kleidung bekommen, dann weiß unsere Tochter ganz genau, von wem sie stammt: „Mama, das riecht nach Lea“. Kurioserweise verbindet sie eben diese Gerüche mit den Menschen die sie kennt und die danach riechen. Meine Versuche, diese Kleidungsstücke erst noch mal zu waschen, bevor ich sie in den Schrank räume hatten dann zudem den Effekt, das unsere übrige Wäsche aus dieser Maschine ebenfalls den Duftstoff angenommen hat – so permanent und haltbar sind sie. Eher ein „Klebstoff“ als ein Duftstoff…

Früher, wenn unsere Kinder aus dem Kindergarten kamen, rochen sie oft stark nach einem Parfum. Für mich als Mutter war es befremdlich meine Kinder so fremd zu riechen und meistens war meine Frage dann: „Na, mit wem hast du heute im Kindergarten gekuschelt?“. Das ein Parfum, auf die eigene Haut oder Kleidung aufgetragen, so abfärbt und am nächsten haften bleibt – schon allein diese Vorstellung finde ich erschreckend penetrant. Und kürzlich roch unsere Tochter auch extrem nach Parfum, als sie aus der Schule kam. Ich dachte noch, ob sie mit der Lehrerin gekuschelt hat? Aber nein, es war die geliehene Handcreme einer Schulkollegin! Und auch nach mehrfachem Händewaschen roch sie bis zum Abend extrem nach Parfum – es ließ sich einfach nicht abwaschen. Das alles iritiert uns sehr und noch mehr, da wir es nicht gewohnt sind, so unnatürlich überdeckend zu riechen.

Zeig mir wie du riechst und ich sag dir wo du warst

Wir hier bei uns zu Hause verzichten ganz bewusst auf Duftstoffe. Die Cremes, Seifen und Shampoos die ich anrühre, bedufte ich kaum oder gar nicht. Wir genießen es, wenn eine Creme mit Kakaobutter eben nach Kakao duftet. Unsere Wäsche waschen wir ohne Duftstoffe und nichts ist schöner, als sich abends in die „nach nichts“ duftenden, an der frischen Luft getrockneten Laken zu kuscheln. Die Kinder sagen oft zu mir: „Mama, du riechst so gut – nach Mama!“. Sie suchen sich gerne Schals und Tücher von mir, also Kleidungsstücke, die nicht so oft gewaschen werden und nehmen sie mit ins Bett. Ich finde, das ist eine der schönsten Liebeserklärungen und zeigt glasklar, wozu Düfte und Gerüche in der Lage sind. Sie verbinden uns und lassen uns wissen, wer wir sind.

Ein Säugling findet die Brustwarze durch ihren Duft und erkennt seine Mutter am Körpergeruch. Unsere Nasen sind so fein – unsere Sexualpartner erschnüffeln wir uns ebenfalls anhand seines Geruchs. Wir erkennen daran den Genpool unseres Gegenübers und ob dieser zu uns passt oder nicht. Es beeinflusst unsere Entscheidung darüber, ob wir jemanden attraktiv finden oder nicht. Ein Parfum kann uns dabei ziemlich verwirren und buchstäblich an der Nase herumführen. Schon verrückt, uns so einzuparfümieren und zu übertünchen, dass von uns selbst nichts übrig bleibt.

Was ist echt, was nicht?

Ein alter Hut, aber die bittere Wahrheit ist, das uns künstliche Düfte natürlicher und echter erscheinen als der wahre Duft. Und das gilt auch für den Geschmack, der ja bekanntlich dieselben Nerven trifft. „Grüner Apfel“, „Erdbeere“ oder auch das neue Auto. Die Industrie hat uns auf Düfte und Geschmäcker getrimmt, die wir als die „wahren“ abspeichern. Dagegen schmeckt vielen ein Fruchtjohurt mit echten Erdbeeren fad und unnatürlich – tragisch aber leider wahr. Und ich habe zudem oft das Gefühl, das die wirklichen, natürlichen und wahren Dinge im Leben vielen langweilig, fremd und unnatürlich erscheinen, wohingegen das, was künstlich, aufgeblasen und heischerisch daherkommt für ehrlich, echt und wirklich wahrgenommen wird.

Und wie so oft führe ich auch diesen Umstand einer Entfremdung zu, die meiner Meinung nach ihren Ursprung in der Trennung von Mensch und Natur hat. Nun möchte ich gar keinen Fachbeitrag zum Thema der Wirkung von Düften schreiben. Aber ich möchte eine Aufmerksamkeit schaffen dafür, dass Duftstoffe, ob nun natürlich oder synthetisch, grundsätzlich eine Wirkung auf uns haben und darüber hinaus Allergien auslösen können, mitunter schwer biologisch abbaubar sind und bestimmte Duftstoffe sich auch in unserem Köper und der Umwelt anreichern. Vor allem diesen Moschusverbindungen wird zudem eine krebserregende Wirkung nachgesagt, sie sind außerdem schädlich für Wasserorganismen, wenn sie über das Abwasser in die Umwelt gelangen.

Und jetzt?

Auf der anderen Seite ist jedoch bewiesen, das Düfte unsere Stimmung beeinflussen und heilend wirken können. Die Aroma-Therapie setzt sich mit dieser Thematik intensiv auseinander und wir alle wissen auch, dass wir mit bestimmten Düften eine gewisse Atmosphäre schaffen können. Das tun wir mitunter ganz intuitiv und es zeigt somit auch, wie eng verwoben wir mit den Düften sind, die uns umgeben. Düfte sind also nicht per se schlecht, sie können viel bewirken – bewusst eingesetzt und auf ihre Wirkungsweise bedacht. Eukalyptusöl zum Beispiel kann bei Erkältungen helfen und die Nase befreien. Und wenn wir bei Erkältungen bleiben helfen auch die ätherischen Öle der Zwiebel – sie wirken schleimlösend und antibakteriell (auch wenn wir jetzt in erster Linie den Zwiebelgeruch nicht mit der Art von Düften in Verbindung bringen, die uns wohlgefallen, so haben sie dennoch ihren Wirkungsbereich).

In Massage- und Körperölen wirken ätherische Öle beruhigend, kühlend, wärmend, entspannend, straffend, abschwellend oder krampflösend. In Duftlampen eingesetzt haben sie eine ähnliche Wirkung auf den Raum und die Menschen, die sich darin befinden. Düfte haben die Kraft, Erinnerungen in uns hervorzurufen, zum Beispiel aus unserer Kindheit. Unser Geruchssinn ist eng verknüpft mit Erinnerungen und Gefühlen. Düfte gelangen durch die Nase direkt in das limbische System und werden in unserem Gehirn mit der entsprechenden Situation und dem, was wir dabei empfinden verknüpft. Ein gutes Beispiel für mich ist da Wick VapoRup. Meine Mama rieb mich damit immer ein wenn ich erkältet und krank war. Die Erinnerung, die mit diesem Duft verknüpft ist, ist eine sehr wohlige und geborgene und ich liebe diesen Duft bis heute.

Mein Fazit

Düfte sind etwas ganz wunderbares in unserem Leben – magisch und mächtig. Wir sollten sie bewusst wahrnehmen und einsetzen und uns nicht mit ihnen betäuben. Unser Geruchssinn ist so sensibel, lasst uns nicht aufhören, uns auf ihn zu verlassen oder ihn zu verkünsteln und zu betäuben. Ob es darum geht, Lebensmittel auf ihre Frische hin zu bewerten, uns zu erinnern und zu heilen oder uns einfach Wohlgefühl zu verschaffen – unsere Nase kann das alles leisten, wenn wir sie lassen. Immer in Hinblick darauf, das gerade der Hauch, die dezente Vermutung das Geheimnis und das Besondere des Duftes ausmacht. Die Augen schließen, ganz bewusst wahrnehmen und spüren, was es mit mir macht. Fühle ich mich wohl mit dem Duft, kann ich erkennen, wonach es riecht? Vielleicht sogar einzelne Düfte differenzieren?

Ich bleibe dabei, für mich ist der wahre Duft der Dinge so wichtig wie der wahre Geschmack, die wahre Größe, der wahre WERT. Vor allem die Düfte, die natürlicherweise entstehen wenn zum Beispiel Kräuter gehackt werden, ein Kuchen im Ofen steht oder Brot backt. Der Duft unserer Magnolie im Frühjahr, so dezent, so süß und hell. Diese Düfte sind mir lieb und wichtig und diese Erinnerungen möchte ich mir erhalten.

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