Die Konservierung – eine alte Geschichte
Konservierungsstoffe sind aus unserer heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglichen es uns, Produkte wie Lebensmittel, Medikamente oder Reinigungsmittel über einen langen Zeitraum zu lagern und zu nutzen. Konservierungsmittel stecken in den meisten wasserhaltigen Produkten, denn erst der Inhaltsstoff Wasser bildet den Nährboden für Bakterien, Schimmelpilze und Hefen. Wasserfreie Produkte müssen daher in der Regel nicht konserviert werden. Flüssiges Waschmittel zum Beispiel enthält Konservierungsstoffe, Waschpulver hingegen nicht.
Menschen nutzen die Konservierung bereits seit Jahrhunderten, um Lebensmittel vor dem frühen Verderb zu bewahren und bevorraten zu können. Zum Beispiel durch Räuchern, das Einlegen in Salz oder Öl, Dörren oder Einkochen. Salz oder Öl sind in diesem Falle also auch Konservierungsstoffe, und zwar natürliche. Mittlerweile gibt es auch jede Menge synthetische Konservierungsstoffe, die aktiv biozid (keimtötend) in Produkten wirken und ihren professionellen Einsatz in Lebensmitteln, Kosmetika und allerlei anderen Produkten finden.
Kritische Konservierungsstoffe
Es gibt Stoffe, die natürlich konservieren, z. B. in Form von Säuren oder Salzen, Alkohol und ätherischen Ölen. Synthetische Konservierungsstoffe können ihren Ursprung ebenfalls in der Natur haben und synthetisch nachgebaut sein, wie Benzylalkohol oder Sorbinsäure. Formaldehydabspalter und halogenorganische Verbindungen sind ebenfalls synthetisch, stehen jedoch in der Kritik, allergieauslösend oder sogar krebserregend zu sein.
Parabene zum Beispiel kommen als natürliches Pflanzenschutzmittel in vielen Obst- und Gemüsesorten vor, wie in Karotten, Gurken, Erdbeeren oder Weintrauben. Die Konservierungsstoffe Methyl-, Ethyl- und Propylparaben zählen zu den meist verwendeten der Welt. Die Konservierungsstoffe Isopropyl-, Isobutyl-, Phenyl-, Benzyl- u. Pentylparaben wurden 2014 laut EU Verordnung verboten. Auch Formaldehyd, Methylchloroisothiazolinon und Methylisothiazolinon (MCI/MI) sind als Konservierungsstoffe mittlerweile verboten, da sie als allergieauslösend bis krebserregend gelten.
Problem biologische Abbaubarkeit
Nicht alle Konservierungsstoffe lassen sich leicht biologisch abbauen. Und da kommen wir zum Punkt: viele synthetische (Konservierungs-)Stoffe bauen sich in den Kläranlagen nicht vollständig ab. Parabene zum Beispiel zersetzen sich zwar zu Parabenderivaten (Abbaustufen), die danach in den Kläranlagen aber nicht herausgefiltert werden können und so zurück in unsere Gewässer gelangen. Dort wirken sie schädigend auf wasserlebende Organismen, reichern sich in den Böden an und können über die Pflanzen wieder aufgenommen werden. Darüber hinaus können sie sich mit anderen Derivaten zu neuen Stoffen verbinden – unkontrolliert – und weiteren Schaden anrichten.
Das Problem daran ist, dass viele dieser Verbindungen gar nicht erst entdeckt werden. Denn das Wasser in den Kläranlagen wird zwar auf etwaige Schadstoffe geprüft, diese Prüfung bezieht sich jedoch auf Stoffe und Verbindungen, die bekannt sind und nach denen gezielt gesucht wird. Alle Verbindungen, die Stoffe innerhalb der Klärstufen miteinander eingehen und unbekannt sind, werden nicht entdeckt. So gelangen viele synthetische Inhaltsstoffe und deren Derivate (Abbaustufen) aus Arzneimitteln, Körperpflegeprodukten, Pflanzenschutzmitteln, Industrie. u. Haushaltschemikalien sowie Mikroplastik in unsere Gewässer, da sie sich in den Kläranlagen nicht herausfiltern oder abbauen lassen.
Die Kläranlage – ein kurzer Exkurs
Aktuell arbeiten die meisten Kläranlagen mit drei Reinigungsstufen (mechanisch, biologisch, chemisch), um unser Abwasser zu reinigen. So lassen sich jedoch nicht alle synthetischen Stoffe herausfiltern bzw. abbauen. Eine vierte Reinigungsstufe soll dieses Problem zukünftig lösen, die entweder nach dem Prinzip der Adsorption arbeitet, oder dem Prinzip der Ozonierung, oder beides. Beim Verfahren der Adsorption werden die Giftstoffe mithilfe von Aktivkohle herausgefiltert, bei der Oxidation werden die Giftstoffe mittels Ozon oder Chlor umgewandelt.
Aber auch hier liegt die Tücke im Detail. Bei der Adsorption muss die Aktivkohle regelmäßig erneuert oder reaktiviert werden. Dabei sind die Umweltbelastungen und der Energieverbrauch bei der Herstellung und dem Transport der Aktivkohle erheblich. Und auch das Verfahren der Oxidation ist nicht nur positiv zu bewerten. Denn bei der Oxidation entstehen aus den Derivaten mitunter neue Substanzen, die bisher weder bekannt sind, noch weiß man über ihre Ökotoxizität. Und noch ein weiteres Problem bringt die vierte Reinigungsstufe mit sich, denn vor allem die extreme Verteuerung der Abwasserreinigung durch den Anbau und Einsatz einer vierten Reinigungsstufe stellt viele Kommunen vor eine kaum stemmbare Herausforderung.
Deshalb ist es umso wichtiger darauf zu achten, welche Produkte wir kaufen und was wir durch den Abfluss und die Toilette spülen. Denn unser Abfluss ist keine erweiterte Abfallentsorgung, sondern am Ende des Tages wieder unser Trinkwasser!
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